Klangkörper: Musik und die Entstehung biomedizinischer Wissenschaft

Der sich entfaltende Einfluss von Musik und Klang auf die grundlegende Struktur der biomedizinischen Wissenschaften von der Antike bis zur Gegenwart. Beginnend im antiken Griechenland, schreibt Peter Pesic, haben Musik und Klang die Entwicklung der biomedizinischen Wissenschaften maßgeblich beeinflusst. Ärzte verwendeten rhythmische Verhältnisse zur Interpretation des Pulses, was spätere Bemühungen inspirierte, den Puls in musikalischer Notation aufzuzeichnen. Nach 1700 vollzogen Biologie und Medizin eine „klangliche Wende“ und betrachteten den Körper als Musikinstrument, dessen Rhythmen und Schwingungen therapeutische Erkenntnisse leiten könnten. In „Sounding Bodies“ geht Pesic dem sich entfaltenden Einfluss von Musik und Klang auf die Grundstruktur der biomedizinischen Wissenschaften nach. Pesic erklärt, dass Musik und Klang den Lebenswissenschaften wichtige Werkzeuge zum Hören, Verstehen und Beeinflussen der Lebensrhythmen lieferten. Während die Medizin versuchte, über die sichtbaren Manifestationen von Krankheiten hinauszugehen, bot der Klang Möglichkeiten, Zugang zum verborgenen Inneren von Körper und Geist zu erhalten. Schallinterventionen befassten sich mit der Suche nach einer neuen Typologie psychischer Erkrankungen, und die Praktiker verwendeten Musikinstrumente, um hypnotische Zustände hervorzurufen, die sowohl psychische als auch physische Beschwerden heilen sollten. Die Untersuchung der Echoortung von Fledermäusen führte zu vielfältigen klinischen Anwendungen von Ultraschall; Schallgeräte wie Telefone und Stimmgabeln wurden verwendet, um die Funktion der Nerven zu erforschen. „Sounding Bodies“ folgt Pesics „Music and the Making of Modern Science“ und „Polyphonic Minds“ und vervollständigt so eine Trilogie über den Einfluss der Musik auf die Wissenschaften. Erweiterte digitale Ausgaben von Sounding Bodies bieten spielbare Musik und Klangbeispiele.