Die Mauern von Burhan Doançay

Bei seiner Ankunft in New York in den 1960er Jahren entwickelte der in Istanbul geborene Künstler Burhan Doançay (1929–2013) eine tiefe Faszination für die visuelle Ästhetik städtischer Wände und Wandgemälde. Sein Interesse galt der Erforschung des öffentlichen Raums und seiner Bedeutung als Forum für die Debatte gesellschaftlicher und politischer sowie künstlerischer Normen. Er skizzierte und fotografierte kontinuierlich Wände und Türen und übertrug viele der eingefangenen Motive in Gemälde. Über mehr als vier Jahrzehnte hat Doançay eine umfangreiche Sammlung fotografischer Zeugnisse des städtischen Lebens und Diskurses zusammengestellt, die er „Walls of the World“ nannte: ein einzigartiges Archiv mit rund 30.000 Bildern aus 114 Ländern. Dieses zweisprachige französisch-deutsche Buch enthält eine Auswahl von Doançays Gemälden und Fotografien aus verschiedenen Serien der gesamten Walls of the World-Sammlung. Die Bilder sind wie die Wände selbst das Ergebnis übereinandergelegter Schichten und Techniken. Durch den Einsatz verschiedener Mal- und Collagetechniken spiegeln sie die zeitliche Dimension dieser Oberflächen mit den darauf angesammelten Kritzeleien, Plakaten, Fetzen und Graffiti wider. Die Essays, die die Bilder ergänzen, untersuchen Doançays anhaltende Auseinandersetzung mit der Stadtmauer als Projektionsfläche sowie seine Methode, Fotografie und Skizze als Grundlage seiner bemerkenswerten grafischen und malerischen Kunst zu kombinieren. Text in Französisch und Deutsch.